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Thứ Năm, 4 tháng 7, 2019
Fotos lesen: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte
Fotografien müssen gelesen und interpretiert werden wie Texte. Um das zu üben, lohnt es sich, es gelegentlich schriftlich zu machen. Oder einer Führung in einem Museum beizuwohnen.
DER INTERPRETATION EINER FOTOGRAFIE SOLLTE DAS «LESEN» DES INHALTS VORAUSGEHEN.
Dieses Thema beschäftigt mich, und andere Fotografen, wie die Kommentare unter meinem letzten Artikel zeigen, schon längere Zeit.
Ein Werbespruch eines bekannten Kameraherstellers (Affiliate-Link)lautet: „Wer sehen kann, kann auch fotografieren. Sehen lernen kann allerdings lange dauern“. Im ersten Augenblick wird das vielleicht dem einen oder anderen merkwürdig vorkommen, können die meisten von uns fast seit der Geburt sehen. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn mit „sehen“ ist nicht die reine Umwandlung von Licht in Nervenimpulse gemeint.
Ob nun klassisch auf Papier, moderner auf einem Monitor oder auf welchem Medium auch immer, ein präsentiertes Foto besteht immer aus Farbpunkten auf einer Oberfläche. Mit geschriebenem Text verhält es sich ähnlich. Buchstaben auf einem Blatt Papier bestehen auch aus vielen Farbpunkten, die dicht beieinander liegen und sich teilweise überlappen, so dass Linien entstehen.
Im Prinzip ist der Text auf einem Blatt Papier auch nur ein Bild. Irgendwann lernt man, welche Bedeutung die einzelnen Buchstaben haben, dass sie zusammengesetzt Wörter und diese Wörter wiederum Sätze bilden. Hinzu kommen noch andere Regeln, wie z.B. Grammatik, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich, aber essentiell für das Verständnis des Textes sind. In extremen Fällen kann ein falsch gesetztes oder fehlendes Komma den Bedeutung eines Satzes komplett ändern oder sogar umkehren („Ich begnadige, nicht töten!“ oder „Ich begnadige nicht, töten!“). Fotos, oder Bilder allgemein, und Texte sind einfach nur verschiedene Ausprägungen der Konservierung von Informationen. Wenn man jemandem begreiflich machen möchte, was z.B. ein Mensch ist, so kann man demjenigen Bilder von Menschen zeigen, oder einen Text darüber verfassen. Beide Medien werden vermutlich nicht den selben Informationsgehalt haben, je nach dem, wie ausführlich man ist.
Inhaltsangabe
Stellen wir uns mal vor, wir möchten einen Roman, vielleicht einen Krimi lesen. Ein Autor benötigt viel Zeit und Aufwand, um ein Buch zu schreiben. Man kann davon ausgehen, der Autor hat sich daher schon genaue Gedanken darüber gemacht, wie er seine Geschichte aufbaut und welche Informationen er dem Leser zum Verständnis zur Verfügung stellt. Hinzu kommen die Informationen, die der Autor zwar nicht explizit geschrieben hat, die man aber aus dem Kontext entnehmen kann. Umgangssprachlich auch „zwischen den Zeilen lesen“ genannt.
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Man kauft sich selten ein Buch, liest sich die Überschrift und vielleicht noch den Einband durch, und meint, man wäre fertig und hätte den Inhalt des Buches verstanden. Wenn man so ein Buch liest, dann weiß man im Vorfeld auch nicht, welche Informationen besonders wichtig sind, und welche nur Beiwerk. Daher ist man gezwungen, das Buch von Anfang bis Ende komplett zu lesen. Bei einem Krimi kann man natürlich nur das letzte Kapitel lesen, und weiß, wer der Mörder ist. Dennoch kann man nicht behaupten, man kenne das Buch wirklich.
Bei Bildern ist es sehr ähnlich. Bilder können aus nur wenigen Elementen bestehen, sie können aber auch sehr komplex aufgebaut sein. Der menschliche Sehsinn besteht nicht nur aus dem Auge und dessen Funktionalität. Vereinfacht gesagt, wandelt das Auge einen bestimmten Teil des Lichtspektrums in für unser Gehirn verwertbare Nervenimpulse um. Das, was allgemein unter „Sehen“ verstanden wird, findet zum großen Teil im Gehirn statt. Dort werden diese Impulse in Verhältnis zueinander gesetzt, es findet eine Mustererkennung statt. Es wird assoziiert, interpretiert, bewertet. Das sind ganz schön viele Informationen. Hinzu kommen auch noch die Informationen der anderen 4 Sinne. Um diese Informationsflut bewältigen zu können, bewertet und filtert unser Gehirn permanent diese Informationen.
Evolutionsbiologisch ist das ein Vorteil, denn wer von unseren Vorfahren den Tiger eher gesehen hat als den Baum daneben, der konnte eher seine Haut retten. Dieser Mechanismus ist nicht wirklich steuerbar oder abschaltbar, arbeitet also auch bei Bildern weiter. Bei Bildern ist dieser Mechanismus jedoch oft hinderlich. Hinzu kommt, dass wir in der heutigen Zeit mit so vielen Informationen und Bildern geflutet werden, dass wir der einzelnen Information, z.B. einer Nachricht, kaum noch Beachtung schenken und nur noch Schlagzeilen lesen.
Bilder kann man ähnlich wie Bücher „lesen“. Man kann ganz bewusst nacheinander alle Teile des Bildes betrachten und sich selbst bewusst machen, was man da eigentlich sieht. Ich empfehle das mal schriftlich zu machen, denn dieser Filtermechanismus steckt tief in uns drin und wir sind stark daran gewöhnt. So kann die Inhaltsangabe eines vermeintlich simplen Bildes einiges an beschreibenden Text zur Folge haben. Vieles kann uns unwichtig vorkommen, aber wie beim Buch, ist eine solche schnelle und einfache Bewertung oft irreführend.
Die Inhaltsangabe kann sogar auf verschiedenen Metaebenen stattfinden. Welche Farben sind zu sehen, welche geometrischen Figuren, wie stehen diese zueinander, Anzahl von gleichen oder ähnlichen Elementen, Fehlen von erwarteten Elementen (z.B. Menschen in einer Großstadt), Größe der Elemente, usw. Am besten man stellt sich vor, man muss ein Bild jemandem, der das Bild nicht kennt und sieht, durchs Telefon beschreiben. Man könnte sagen, dass auf dem Bild ein Auto zu sehen ist. Das wird dem Zuhörer vermutlich aber nicht reichen, um sich eine Vorstellung von dem Bild zu machen. Mir als Zuhörer würden sofort viele Fragen in den Sinn kommen: PKW oder LKW? Farbe? Marke? Model? Alt oder neu? Welche Seite ist zu sehen? Wo befindet es sich? Fährt es oder steht es? Was ist außer dem Auto noch zu sehen? usw.
Ohne diese Informationen weiß ich nicht, ob es ein Sportwagen auf der Rennstrecke, ein Oldtimer auf einer Ausstellung, ein Krankenwagen im Einsatz oder ein Spielzeugauto, mit dem ein Kind in seinem Zimmer spielt, ist. Je genauer die Beschreibung ist, desto einfacher ist später die Interpretation. Allerdings empfehle ich mit der Interpretation zu warten bis man die Beschreibung fertig hat.
Auch fototechnische Aspekte sollten hervorgehoben werden, wenn sie erkennbar sind. Das ist bei Fotos allerdings nicht so einfach. In einer Ausstellung stehen Exif-Daten eher selten neben den Bildern, und Laien können eh nichts damit anfangen. Oft kann man nicht mal sagen, ob die Bilder analog oder digital aufgenommen wurden. Bestimmte Aspekte sind aber durchaus erkennbar und beschreibbar (z.B. Farbe vs. Schwarzweiß Tiefen(un)schärfe, usw.).
Interpretation
Die Inhaltsangabe ist im weitesten Sinne «objektiv». Das Bild ist ja da, man beschreibt nur was darauf zu sehen ist. Die Interpretation hingegen hängt von sehr vielen Faktoren ab, die nicht mal etwas mit dem Bild zu tun haben. Im Mittelalter war die antike griechische Mythologie ein beliebtes Motiv der alten Meister. Selbst wenn man eine perfekte Inhaltsangabe dieser Bilder anfertigt, ohne eine Kenntnis dieser Mythologie bleiben diese Bilder unverstanden. Farben haben oft eine Bedeutung („gelb vor Neid“, „im grünen Bereich“).
Doch in anderen Kulturkreisen können die selben Farben eine andere Bedeutung haben. Gleiches gilt für Farbkombinationen (z.B. die Farben eines Sportclubs) und Kombinationen aus Farben und Formen (z.B. Logos). Farben haben eine Temperatur. Die Verschiebung des Weißabgleichs kann bewirken, dass wir das Bild als kalt oder warm interpretieren.
Es gibt noch mehr solcher Faktoren, es geht mir nur darum zu verstehen, dass eine Interpretation sehr schwierig ist. Obwohl wir alle das selbe sehen, können wir doch zu unterschiedlichen Interpretationen kommen.
Ein Foto ist ein konservierter Augenblick. Das bedeutet, der Betrachter weiß zunächst nicht, wie es zu der Situation auf dem Foto gekommen ist oder was danach passiert ist. Es obliegt dem Fotografen uns Hinweise auf dem Bild zu geben. Manche Fotografen lassen nur wenig unklar, andere wiederum bieten bewusst viel Spielraum.Das hängt oft vom Zweck des Bildes ab. In einer Museumsbroschüre wird man sehr nüchterne und sachliche Darstellungen von Exponaten finden. Der Zweck ist zu zeigen, wie die Exponate aussehen. In der Werbung geht es meist auch um kurze und prägnante Botschaften („Das Produkt ist toll“, „Du willst es“, „Kauf es“), denn diese Botschaft muss schnell (z.B. Plakatwerbung aus einem fahrenden Auto sehen) und prägnant übermittelt werden. Hier geht es jedoch weniger um eine nüchterne Darstellung. Das Produkt wird oft „von seiner besten Seite“ gezeigt, bietet also schon einen gewissen Spielraum.
Andere Bilder wiederum bieten so viel Spielraum, dass sich jeder Betrachter eine andere Geschichte dazu ausdenkt. Wenn man sich mit anderen Betrachtern darüber unterhält, kommen dabei die lustigsten Geschichten raus. Ich z.B. habe so meine Probleme mit Fotos von jungen, hübschen, (halb-)nackten Frauen, die irgendwelche merkwürdigen Verrenkungen in Industrieruinen vorführen. Meine Fantasie rennt automatisch los und versucht sich vorzustellen, wie es zu einer solchen Situation gekommen sein kann. Oft komme ich auf harte Drogen oder psychische Krankheiten. ;)
Bei der Interpretation sollte man außerdem darauf achten, in welchem Gesamtkontext das Bild steht. Viele Fotografen kreieren keine Bilder, die für sich alleine stehen, sondern im Kontext eines Projekts, einer Serie stehen.
Manches Kunstwerk hat sich mir erst nach einer Interpretation durch einen Experten erschlossen
Ob man nun Bilder mit viel Interpretationsspielraum mag oder die mit eher strikter Vorgabe, ist wohl Geschmackssache. Ich würde das auch nicht so streng sehen, denn es gibt Bilder beider Lager, die ich mag. Viele Bilder sind eh nicht scharf abgrenzbar. Ob man nun Spaß dran hat, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen oder lieber konsumiert, ist auch jedem selbst überlassen. Es lohnt sich aber in Museen und Ausstellungen hin und wieder bei einer Führung mit zu machen.
Bei mir haben sich schon öfters Kunstwerke von „Was ist das für ein Quatsch?“ zu „Coole Idee“ gewandelt, nachdem mir Fachleute (Fotografie kann man studieren) erklärt haben, worum es eigentlich geht. Gerade die Bilder mit Spielraum zwingen den Betrachter seine Hirnzellen in Gang zu bringen und sich selbst mit einem Thema auseinander zu setzen und regen zum Nachdenken an.
Ein Besuch einer Ausstellung kann bei diesem Vorgehen durchaus viel Zeit in Anspruch nehmen. Wer sich aber für Fotografie interessiert, vielleicht selbst fotografiert, der möchte doch auch, dass seine Bilder mehr als nur einen Augenblick Aufmerksamkeit bekommen. Gerade unter Fotografen ist das auch ein Zeichen von Respekt.
Nun könnte man meinen, dass „gute“ Bilder so weit vereinfacht sein sollten, dass das alles nicht notwendig ist. In manchen Fällen mag das auch zutreffen (siehe z.B. Werbung). In anderen Fällen ist das aber manchmal nicht möglich oder nicht wünschenswert. Göthe und Schiller haben auch längere und komplexe Texte geschrieben, die viele nicht verstehen. Trotzdem kommt keiner auf die Idee, dass die Autoren diese Texte lieber einfacher hätten schreiben sollen.
Es müssen nicht genau 1000 Worte sein, aber wenn man Inhaltsangabe und Interpretation mal zu Papier bringt, und dabei gewissenhaft arbeitet, kommt man bei vielen Bildern schnell auf sehr viele Wörter. Und unter diesen Gesichtspunkten kann man sich als Fotograf einiges davon hinter die Ohren schreiben für die eigenen Bilder. Was will ich eigentlich mit meinem Bild aussagen? Was ist für die Aussage förderlich, was hinderlich? Wie setze ich das am besten um, dass es auch so ähnlich beim Betrachter ankommt?
Manchmal hilft ein Perspektivenwechsel.
6. Juli 2017/von Darius Ortmann
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