Viele Menschen fürchten sich vor der Einsamkeit im Alter, was
verständlich ist, denn mit dem Alter kommt zunehmend Allein-sein auf und
das kann zu Einsamkeit führen. Aber nicht nur im Alter ist Einsamkeit
ein großes Problem, auch junge Menschen können einsam werden, selbst
wenn sie viele Menschen um sich herum haben oder kennen. Welcher
Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein liegt und was du gegen
Einsamkeit tun und wie du mit ihr umgehen kannst, erfährst du in diesem
Beitrag.
Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein
Der grundlegende Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein liegt im Gefühl. Einsamkeit geht mit einem negativen Gefühl einher. Mit dem Gefühl, verlassen zu sein. Es ist eine Situation, die man nicht freiwillig gewählt hat und in der man den Anschluss verloren hat. Entweder, weil man tatsächlich keine sozialen Kontakte hat oder weil man sich unverstanden und nicht integriert fühlt. Man kann sich demnach auch inmitten vieler Menschen einsam fühlen.Alleinsein hingegen beinhaltet kein negatives Erlebnis. Die Zeit wird nicht als unangenehm empfunden. Sobald man mit sich alleine sein kann, die „Leere“ und Stille um einen als nicht als belastend empfindet, ja sogar als wohltuend, dann ist man alleine, aber nicht einsam.
Einsamkeit auf den Grund gehen
Es gibt verschiedene Ursachen der Einsamkeit und nicht immer ist sie ein Zustand, in den man gedrängt wurde. Manchmal ist Einsamkeit auch selbst erschaffen.Du fühlst dich einsam, weil …
… Du das Gefühl hast, abgelehnt zu werden, dich unverstanden oder nicht integriert fühlst.
… Du kaum mehr Familie und Freunde hast.
… Du keinen sozialen Anschluss findest oder alters- / krankheitsbedingt kaum aus dem Haus kommst.
… Du zu viel arbeitest oder deine Beziehungen hauptsächlich über soziale Netzwerke pflegst und deine Freunde selten siehst.
… Du gezwungenermaßen allein bist (Trennung / Umzug / Auszug), aber nicht allein sein kannst.
… Du dich zurück ziehst und Gesellschaft meidest.
Wege,um der Einsamkeit zu entfliehen
Je nachdem, woher deine Einsamkeit stammt, gibt es verschiedene Wege, um aus der Einsamkeit herauszukommen.Du hast das Gefühl, abgelehnt zu werden, du fühlst dich unverstanden oder nicht integriert.
Sei du selbst – Manche Menschen neigen dazu, sich zu verstellen, um anderen zu gefallen oder um in eine Gruppe zu passen. Sie verlieren den Anschluss zu sich selbst und geben vor, etwas zu sein, was sie nicht sind. Da sie im Inneren ein ganz anderes Wesen haben, als sie vorgeben, fühlen sie sich inmitten derer einsam, vor denen sie eine „falsche Rolle“ spielen. Daher rate ich dir immer, du selbst zu bleiben. Ich weiß, dass das manchmal leichter gesagt als getan ist, aber du solltest erkennen, dass du – so wie du bist – ein wundervoller Mensch bist. Mit all deinen Eigenschaften und Werten. Du musst dich nicht verstellen, um ein liebenswerter Mensch zu sein und akzeptiert zu werden. Du musst nicht versuchen, jemanden davon zu überzeugen, dich zu mögen. Du musst einfach nur du selbst sein, dann kann das Gefühl der Einsamkeit, weil du eine falsche Rolle spielst, nicht auftauchen.
Verbringe die Zeit mit Menschen, die auf deiner Wellenlänge liegen – Versuche nicht in eine Welt zu passen, in die du nicht reinpasst. Zwinge dich nicht dazu, Zeit mit Menschen zu verbringen, bei denen du dich nicht wohl und dich fehl am Platz fühlst. Von ihnen solltest du dich lösen. Es kann sein, dass du dann erst mal alleine bist, aber dieses Alleinsein ist wahrscheinlich weniger schlimm, als wenn du dich inmitten Menschen einsam fühlst. Suche dir Menschen, bei denen du du selbst sein kannst. Die ähnliche Interessen oder die gleiche Lebenseinstellung haben. Menschen, mit denen du dich auf Zwischenmenschlicher Ebene verstehst. Das ist sehr befreiend und in deren Gegenwart – auch wenn es nur eine Person ist – wirst du dich nicht einsam fühlen, weil sie dich verstehen und akzeptieren, wie du bist.
Aufgeschlossen sein – Die Welt verändert sich und hat sich im Vergleich zu deiner Jugend vielleicht auch stark verändert. Wer sich zurückzieht und nicht offen für die Themen der modernen Welt ist, hat weniger mitzureden, versteht weniger oder gar nichts von den Sachen, die vielleicht beim Familienfest erzählt werden. Wenn du dich für die Themen interessierst, fühlst du dich nicht so ausgeschlossen, wie wenn du von vornherein mit dem „Neumodischen Schnickschnack“ nichts zu tun haben willst. Du brauchst kein Profi werden und alles verstehen, aber es hilft schon, wenn du aufgeschlossen für Neues und für die moderne Zeit bist, Interesse zeigst und den Themen eine Chance gibst.
Du hast kaum mehr Familie und Freunde.
Bewusst neue Kontakte knüpfen – Kontakte zu knüpfen beinhaltet oft die Angst, abgelehnt zu werden, nicht gemocht zu werden oder sich zu blamieren. Wenn du dich darin wiedererkennst, dann frage dich, was mehr wiegt: Die Chance auf Kontakt oder die bleibende Einsamkeit? Trau dich auch, Menschen, die dir sympathisch sind, mit denen du aber kaum zu tun hast, nach einem Treffen zu fragen. Zum Beispiel die Kollegin, mit der du dich auf dem Gang unterhältst oder die Nachbarin, die du beim Müll runter bringen grüßt. Versuche die verschiedenen Möglichkeiten, im Alltag neue Kontakte zu knüpfen, zu erkennen und auszuprobieren.
Aber mach bitte nicht den Fehler, dich aufzudrängen. Manche Menschen möchten der Einsamkeit entfliehen, indem sie sich aufdrängen. Sie möchtest gerne Gesellschaft, Wärme und Halt, genau die Dinge, die einem die Familie normalerweise gibt. Da sie leider keine Familie mehr haben, suchen sie in den wenigen Freunden und Bekannten diese Geborgenheit und versuchen, dies auch vielleicht durch übermäßige Freundlichkeit und vielleicht eine unbeabsichtigte Aufdringlichkeit zu erreichen, was leicht auf Ablehnung stoßen kann und deine Einsamkeit wieder verstärken kann.
Alltägliche Gespräche suchen und vermehren – Wenn das mit dem Kontakte knüpfen noch zu große Überwindung kostet, kannst du auch anfangen, ganz alltägliche Gespräche zu vermehren. Beim Bäcker, im Supermarkt oder der Stammtankstelle ist oft das gleiche Personal, das gerne mal ein paar nette Worte wechselt. Diese Gespräche, auch wenn sie nicht tiefgründig sind, können dir das Gefühl der Einsamkeit nehmen. Versuche sie zu vermehren.
Ehrenamtlich aktiv werden – Ein Ehrenamt bietet dir die Möglichkeit, in Gesellschaft zu sein und zeitgleich etwas Gutes zu tun. Etwas Gutes zu tun kann wiederum sehr erfüllend sein und dich zufrieden machen. Zudem lenkt es dich von deiner Einsamkeit ab und du knüpfst automatisch neue Kontakte. Ehrenamtlich tätig werden kann man in den unterschiedlichsten Bereichen. Dazu gibt es hier auch eine umfassende Seite: www.ehrenamtsportal.de/
Dich Gruppen anschließen – Nicht nur im Ehrenamt kannst du tätig werden, wenn du ein bestimmtes Hobby hast, ob singen, tanzen, wandern oder kochen, kannst du dich auch Gruppen anschließen, die diesem Hobby nachgehen. Es gibt in fast jeder Stadt verschiedene Angebote. Von Vereinen über private Zusammenschlüsse bis hin zu Kursen bei der Volkshochschule.
Du kommst kaum aus dem Haus (alters-/krankheitsbedingt/Arbeit).
Lade Besuch ein – Viele ältere Menschen sind rücksichtsvoll und wollen nicht aufdringlich sein. Sie trauen sich nicht zu fragen, ob jemand sie besuchen kommt, weil sie glauben, wenn Interesse da wäre, würde jemand von selbst auf diese Idee kommen und sie besuchen. Sie ziehen sich zurück und sind einsam. Ich würde dir vorschlagen, Besuch einzuladen. Ich sage extra nicht, dass du jemanden bitten sollst, vorbeizukommen, denn das würde dein Gefühl, jemand besucht dich nur aus Mitleid, vielleicht verstärken. Manchmal sind die Menschen so mit sich beschäftigt, dass sie vergessen, dich zu besuchen oder sich so viel vornehmen, dass sie keine Zeit mehr haben. Das meinen sie oft nicht böse. Gehe du einen Schritt und lade eine Bekannte, Freundin oder jemand aus der Familie ein. Du wirst sehen, dass sich bestimmt jemand darüber freuen wird.
Telefonieren – Wenn du zu müde für ein Treffen bist, weil dein Tag so lang war oder du einfach zu erschöpft bist, kann auch ein Telefonat sehr wohltuend sein. Eine bekannte und vertraute Stimme hören, die dir zuhört und der du selbst zuhörst. Es ersetzt auf Dauer keine echte Nähe und Gesellschaft, aber es ist ein besserer Kompromiss, als von nichts und niemandem etwas zu hören und sich in der Stille und Einsamkeit zu verlieren.
Du bist allein, aber kannst nicht allein sein.
Einsamkeit annehmen – Versuche, keinen Widerstand gegen die Einsamkeit aufzubauen und die Situation anzunehmen. Denn dein Widerstand gegen die Einsamkeit macht die Situation noch schlimmer, weil du dich gegen etwas auflehnst, das gegeben ist und dich dieser Situation momentan nicht entziehen kannst. Je mehr du dich auflehnst, desto unerträglicher wird die Situation. Vor allem wenn du anfängst, einen Widerstand zum Beispiel gegen deine eigene Wohnung aufzubauen. Die Angst, nach Hause zu kommen, weil da niemand ist. Siehe die Einsamkeit nicht als Feind an, sondern als vorübergehender Ist-Zustand, der sich auch wieder ändern wird. So schließt du Frieden mit ihr und nimmst dir die Last.
Die Zeit mit dir angenehm gestalten – Wer mit sich allein sein kann, ist vor Einsamkeit besser geschützt. Alleinsein bietet dir die Möglichkeit, dich mit dir selbst auseinandersetzen, dich besser kennenlernen und dem nachzugehen, was du gerne tust. Wenn du also alleine bist, versuche, die Zeit angenehm zu gestalten. Ein Buch zu lesen, ein ausgiebiges Bad zu nehmen oder Musik zu hören. Versuche Einsamkeit in Alleinsein zu wandeln und die Zeit mit dir zu genießen.
Weitere Möglichkeiten
Dich für andere interessieren – Vielleicht weißt du selbst, wie wohltuend echtes Interesse ist, wie gut es tut, wenn jemand wirklich wissen will, wie es dir geht. Wenn du dir mehr Kontakt wünschst und dass sich andere Menschen für dich interessieren, erreichst du das oft, indem du vorlebst, was du in der Welt sehen möchtest. Versuche deinen Wunsch hinten anzustellen und dich für andere zu interessieren. Damit öffnest du Menschen und kannst erreichen, dass sie sich für dich interessieren und eine neue Beziehung geknüpft wird.
Den vier Wänden entfliehen – Wenn dich Einsamkeit belastet, wirst du sie wahrscheinlich oft in den eigenen vier Wänden spüren, in denen sie erdrückend auf dich einschlägt. Manchmal hilft es schon, ein Fenster zu öffnen und die Geräusche von draußen wahrzunehmen, die Vögel zu hören, um sich nicht ganz so erdrückt zu fühlen. Manchmal ist es ratsamer, einfach aus dem Haus zu gehen. Das kann ein Spaziergang in der Natur, ein Stadtbummel oder ein Café-Besuch sein. Einfach um ein bisschen Leben um sich zu spüren und unter Menschen zu kommen. Das kann sehr wohltuend sein und Einsamkeit vorübergehend nehmen.
Einsamkeit ansprechen – Wenn du eine vertraute Person hast, kannst du ihr dein Problem erklären. Ihr sagen, dass du Gesellschaft suchst, weil du dich alleine und einsam fühlst und dich das sehr belastet. Über seine Probleme zu reden und von jemandem verstanden zu werden lässt deine Einsamkeit oft nicht mehr so schwer wiegen, als wenn man alles nur mit sich selbst ausmacht.
Gleichgesinnte suchen – Wenn du niemanden hast, mit dem du über deine Einsamkeit sprechen kannst, gibt es auch Foren im Internet oder Selbsthilfegruppen, in denen du Gleichgesinnte findest und dich nicht mehr so allein mit dem Problem fühlst. Manchmal sind auch Bücher über dieses Thema hilfreich, die einem neue Erkenntnisse geben oder einen aufbauen. Zum Beispiel das Buch von Eva Wlodarek „Einsam: Vom mutigen Umgang mit einem schmerzhaften Gefühl“, enthält viele Anregungen für Menschen, die sich einsam fühlen.
Selbstvertrauen aufbauen – Wer sich einsam fühlt hat oft ein mangelndes Selbstwertgefühl. Er fühlt sich nicht gut genug und nimmt die Einsamkeit als Hinweis darauf, dass dieser Gedanke, er sei nicht gut genug, stimmt. Beginne, dir selbst wieder zu vertrauen und dich als wertvollen Menschen wahrzunehmen. Hier hat Joachim auch eine wunderbare Zusammenstellung mit vielen hilfreichen Artikeln für dich: http://leben-ohne-limit.com/selbstbewusstsein/
Einsamkeit muss nicht für immer sein
Ein wichtiger Schritt um der Einsamkeit zu entkommen ist, sie nicht als Feind anzusehen und keinen Widerstand gegen sie aufzubauen. Versuche, die Einsamkeit in den Zustand des Alleinseins umzuwandeln und die Zeit mit dir angenehm zu gestalten. Wenn du mit dir allein sein kannst, wird die Zeit mit dir erträglicher und auch erfüllend.Unternimm aber zeitgleich etwas, um mehr Gesellschaft zu haben. Finde den Weg, der dich am meisten anspricht, um mehr Kontakt zu haben. Auch wenn manches Überwindung kostet. Wenn du dich lebendiger fühlen möchtest und mehr Anschluss haben möchtest, solltest du über deinen Schatten springen. Und du wirst sehen, es ist oft gar nicht so schlimm, wie du es dir vielleicht vorgestellt hast.
Konzentriere dich auch nicht so sehr darauf, viele Freunde zu haben. Ein echter Freund ersetzt 100 falsche Freunde. Und versuche dich auch nicht so sehr darauf zu fixieren, echte Freunde zu finden. Konzentriere dich lieber darauf, vermehrt Kontakt zu haben und freue dich über jeden kleinen Fortschritt. Und beschäftige dich wieder mit Dingen, die dir Spaß machen. Mit deinen Hobbys. Werde selbstständiger und versuche, die Zeit mit dir positiv zu gestalten, damit der Gedanke an die Einsamkeit nicht mehr so präsent ist. Wenn du dein Problem, einsam zu sein und wenige Freunde zu haben, loslässt, wirst du wie durch Zufall Kontakte knüpfen und Freunde finden. Davon bin ich überzeugt.
Wie ergeht es dir mit der Einsamkeit? Wie schaffst du es, mit ihr umzugehen? Ich freue mich über deine Erfahrungen.
by: Bettina Hielscher
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